Equidistanze

Unsere Pferde

Ein gutes Pferd ist ein Familienmitglied

SEBIBA

Unsere Stute Sebiba, die wir liebevoll Bibi nennen, wurde im Jahr 1988 in unserem Dorf (Premariacco) geboren. Ihr Vater war Paggio, ein Araber, und ihre Mutter Linda, ein Trabpferd. Sie ist 1,58 gross und wiegt ungefähr 450 kg. Ihre Farbe ist ein warmes Giandujabraun und sie hat eine schwarze Mähne. Auf dem Maul hat sie einen kleinen unregelmässigen Stern und eine kleine längliche Schnippe zwischen den Nüstern. Für uns ist sie natürlich das schönste Pferd der Welt (und wie könnte es anders sein?) aber doch der Wahrheit zuliebe müssen wir zugeben, dass sie mindestens zwei Fehler hat: ihre Ohren sind Grösse XXL (auch wenn mit einem wunderschönen schwarzen Rand) und ihre Mähne ist ziemlich licht, vor allem wenn man sie mit der üppigen Mähne ihres Partners Terek vergleicht. Ihr Charakter ist nicht gerade kontaktfreudig und sie mag andere Pferde nicht besonders gern.

 Sebiba in action

Auch Hunde kann sie nicht leiden, vor allem wenn sie verfolgt wird; noch schlimmer ist es, wenn ein Radfahrer an ihren Fersen ist. Sie kann ihre schlechte Laune sehr überzeugend ausdrücken, indem sie ihre Ohren flach nach hinten drückt und einen richtigen Angriff gegen den "Unglückseligen" (Hund/Radfahrer) inszeniert. Auch ihre Zuneigung zu ihrem Reisegenossen zeigt sie in einer fast übertriebenen Weise. In der Menschensprache würde man von "Eifersucht" oder "Besitzdenken" reden. Beim Tageslicht spielt sie die Gleichgültige, wenn man sie von Terek trennt. Aber wehe, wenn man abends das selbe tun will, und ihr ein "Schlafzimmer" anbietet, das nur wenige Meter von Terek entfernt ist. Wenn die Stute die Anwesenheit von dem Wallach nicht kontrollieren kann, wird sie zu einer wahren Furie, sie schaubt wie eine Lokomotive und ihr Mark erschütterndes Wiehern kann man kilometerweit hören.

Ein anderes Merkmal von Sebiba ist ihre extreme Neugierde gegenüber jeder neuen Sache,Situation oder Person. Sie würde sich wohl die Bezeichnung von "Wachpferd"verdienen, wenn diese Kategorie existieren würde. Sie ist auch extrem bewegungsfreudig, und wir haben sie nie müde, deprimiert oder mit hängendem Kopf laufen sehen. All diese Jahre hindurch war sie für uns eine unübertreffliche, unermüdliche und muntere Reisegefährtin. Trotz der Strapazen und des dauernden Futterwechsels, der während einer langen Reise unvermeidlich ist, bliebt sie immer schön glatt und rund wie ein Apfel und nimmt nie ab! Klar, dass sie keinen Stress spürt. Für sie ist nur wichtig, einen vollen Bauch zu haben und bei jeder Pause frisst sie wolllüstig das Gras. Nachts legt sie sich fast überall hin und ruht sich gut aus, was für ein Pferd eine wahre Ausnahme ist (es stimmt überhaupt nicht, dass Pferde nur im Stehen schlafen).

TEREK

 Unser Terek

Terek, Dario's Pferd, war sozusagen eine Liebe auf dem ersten Blick, mit vielen Abenteuern und einem Happy End. Terek ist ein Anglo-Araber-Sarde und wurde im Jahre 1992 in Pozzomaggiore, Provinz Sassari, geboren, von dem Hengst Messicano und der Stute Iside.

1995 verbrachten wir unsere Osternferien in der nördlichen Toskana (Lunigiana). Wir fuhren ziellos durch Hügel und Täler und kamen zufällig zu dem Bauernhof von einem gewissen Nanni, einem Pferdezüchter von sardischer Herkunft. Er zeigte uns voll Stolz seine wunderschönen anglo­-araber-sardischen Pferde. Von allen gefiel uns ein junger Hengst, Tornado,am besten: Dario hätte ihn gerne sofort mit nach Hause gebracht. Aber das Pferd war nicht zu kaufen und bald danach hatten wir auch seinen Namen vergessen. Im späten Herbst 1995 begannen wir, ein gutes Pferd für unsere Reise nach Russland zu suchen. In Friaul und in Venetien fanden wir keines, das unseren Ansprüchen genügte. Sehr deprimiert studierten wir kurz vor Weihnachten den Strassenatlas und rechneten, wieviel es uns kosten würde, ein Pferd aus entfernteren Gegenden zu holen. Ganz zufällig sahen wir Nannis Telefonnummer auf der letzten Atlasseite!!! Ein Telefonat kann man sich doch leisten und zu unserer grossen Ueberraschung teilte uns der Nanni mit, dass er jetzt Tornado (in der Zwischenzeit zum Wallach geworden) verkaufen will Kurz gesagt: am 20. Januar, nach einer sorgfältigen und teuren Tierarztuntersuchung, ist Tornado schon auf der Reise nach Premariacco!

Eine weitere Ueberraschung erwartet uns: aus den Enci - Urkunden erfahren wir, dass sein Name nicht Tornado (nicht gerade ein schöner Name, aber zum Ausstehen), sondern Tuono di guerra (Kriegsdonner)ist, was noch weniger schön ist und dazu prahlerisch und kriegsstiftend. Da unser Reiseziel Russland war, schien uns viel geeigneter, dem neuen Freund einen russischen Namen zu geben, was auch ein gutes Vorzeichen sein sollte. Nach tagelanger Ueberlegung entschieden wir uns für Terek, den Namen von einem grossen Fluss im Kaukasus, den Tolstoj in seiner Erzählung "Die Kosaken" verewigt hat. Im voraus genossen wir schon das angenehme Erstaunen der Russen, die einen ihnen vertrauten und sogar berühmten Namen hören würden...

Und so wird unser Terek der neue Abenteuergenosse von Sebiba, geliebt und gehasst wie nur untrennbare Partner sein können. Am Anfang ist Sebiba die Herrscherin des Feldes, und nur unbeschlagen darf sie allein mit Terek bleiben, sonst könnte der arme Wallach ein unauslöschbares Zeichen ihrer Ueberlegenheit bekommen. Aber in kurzer Zeit wird es ganz anders und der Neuling erkämpft eine unbestrittene Herrschaft und darf als erster Heu und Hafer fressen. Mit einer fast unmerklichen Ohrenbewegung und einem Schritt nach vorn signalisiert er seinen Willen und Sebiba tritt respektvoll zurück.

Aber es ist höchste Zeit, Terek zu beschreiben: er ist 1,60 m gross und viel stärker gebaut als Sebiba, auch wenn er nur 500 kg wiegt. Er ist ein Dunkelfuchs. Im Sommer bekommt er eine helle, goldene Schattierung. Auf dem Maul hat er einen grossen unregelmässigen Stern, der ein ausgefallenes Muster bildet und ihn unverwechselbar macht. Auch seine dicke, weiche Mähne trägt nicht zuletzt zur Schönheit seiner Haltung bei. "Das ist ein feines Pferd - hatte uns damals der Nanni gesagt - ich verkaufe es nicht gern".

KIRGHISIA

 Kirghisia

Kirghisia,Sebiba's Stutenfohlen, stammt auch von Limpidu (Vater auch von Diamantea), und wurde am 29. März 2001 bei Tagesdämmerung in unserem Stall geboren. Sie ist braun und hat einen schönen Stern. Ihr Name sollte unserer Meinung nach ein gutes Vorzeichen für eine längere morgenländische Reise sein. Wagen wir "auf den Spuren Marco Polos" zu sagen??? Momentan kann man nicht vieles von ihr erzählen, abgesehen davon, dass sie jeden Tag grösser wird. Sie ist jetzt schon 1 Jahr alt und bekommt natürlich jeden Tag eine ganze Menge Futter, in Form von erlesenem Getreide, Hafer, Sojabohnen, Gerste und Mais aber das ist ihr nicht genug, denn sie will unbedingt noch zur Milchmaschine hin die Sebiba für sie verkörpert. Aber unsere Stute, die gewöhnlich so kitzelig ist, verträgt ganz geduldig die kleine Milchsäugerin. Wir haben uns alles mögliche einfallen lassen, um Kirghisia davon abzugewöhnen (z.B. Mäusedorn am Halfter), aber umsonst! Wir sind selbst überrascht bei solcher Mutterliebe, da Sebiba nicht gerade ein pflegeleichter Typ ist, aber so ist es einfach.

TARIM

Tarim dagegen ist ein Trakener-Wallach, 5 Jahre alt, 2002 in Rheinfelden (Baden-Württemberg) geboren.

 Liebe auf dem ersten Blick

Tarim machte seine erste Reiseerfahrung und deswegen waren seine Ausdauer und Anpassungsfähigkeit natürlich für uns ein grosses Fragezeichen, aber er hat alle Erwartungen übertroffen und hat sich als unermüdlich und extrem zuverlässig bei allen Situationen erwiesen. Nicht zufällig waren die besten Pferde der preussischen Kavallerie Trakehner.